Interview mit Tanja Schmied, Leitung Hauswirtschaft

Bulletin März 2022

Du arbeitest seit knapp zwei Jahren in der SEEBURG. Wie gefällt es Dir?
Mir persönlich gefällt es sehr gut. Die abwechslungsreiche und bereichsübergreifende Tätigkeit ist spannend und füllt den Arbeitsalltag aus. Wir als Hauswirtschaftsteam im Zentrum unterstützen uns untereinander und auch die anderen Hauswirtschaftsverantwortlichen in den Wohnhäusern in allen Belangen. So meistern wir gemeinsam jede Herausforderung.

Wo hast Du früher gearbeitet?
Ich verbrachte die Wanderjahre in der Hotellerie. Gerne denke ich an Betriebe wie das Schulhotel Regina, das Parkhotel Gunten oder den Kursaal Interlaken zurück, in denen ich tolle Leute kennenlernen und Jugendliche auf ihrem beruflichen Werdegang begleiten durfte.

Habt Ihr in einem dieser Unternehmen auch Integrationsprojekte unterstützt?
Das Parkhotel Gunten führt auch das Alters- und Pflegeheim Des Alpes in Merligen. Im Des Alpes haben wir in meiner Abteilung einen ressourcenorientierten Arbeitsplatz zur Verfügung gestellt.

Ihr seid zu viert im Team, um wie viele Klienten kümmert Ihr Euch?
Wir betreuen zwei EBA-Lernende, die wir auf ihre bevorstehende Abschlussprüfung als Hauswirtschaftspraktikerinnen vorbereiten. Weiter haben wir eine Lernende im 1. Lehrjahr als Unterhaltspraktikerin. In der Hauswirtschaft arbeiten aber auch mehrere Mitarbeitende an ressourcenorientierten Arbeitsplätzen. Immer wieder ermöglichen wir ein Aufbautraining und in den nächsten Monaten werden unsere Kolleginnen/Kollegen von der Beruflichen Integration hoffentlich wieder mehrere Jugendliche für eine berufliche Abklärung zu uns schicken. Sie schnuppern jeweils während vier bis sechs Wochen in unseren Beruf rein.

Was ist die maximale Auslastung?
Wir bieten drei Ausbildungsplätze als Fachfrau/mann Hauswirtschaft EFZ, Hauswirtschaftspraktiker/in EBA und/oder INSOS, sowie drei weitere Plätze für Abklärungen, Auf--
bautrainings und geschützte Arbeitsplätze an. Dazu kommt ein weiterer Ausbildungsplatz als Unterhaltspraktiker/in EBA. Hier werden die Aufgaben mit der Abteilung Betriebsdienste geteilt.

Welche Arbeiten verrichten Lernende in der Praktischen Ausbildung (INSOS PrA)?
Verschiedene hauswirtschaftliche Tätigkeiten wie sanitäre Anlagen, Sitzungszimmer und Büros reinigen, einfache Bügelarbeiten wie Poloshirt und Geschirrtücher, verschiedene Arbeiten im Restaurant verrichten (z. B. abräumen, abwaschen, Tische eindecken, Getränke ausgeben). Einmal pro Woche besuchen sie das Bildungszentrum Interlaken (bzi), was sehr wichtig ist als Vorbereitung auf eine allfällige EBA-Lehre.

Wie ist die berufliche Perspektive für Jugendliche mit einer Beeinträchtigung?
Es ist vieles möglich und es liegt auch in unseren Händen, den jungen Menschen eine Chance zu geben und sie auf dem Weg zu begleiten. Unsere Lernende Manuela G. hat nach einer Praktischen Ausbildung (PrA) gleich die zweijährige EBA-Ausbildung in Angriff genommen und wird diese im Juni abschliessen. Ab Sommer macht sie mit der EFZ-Ausbildung im ersten Arbeitsmarkt einen weiteren Schritt. Manuela G. kann stolz sein, diesen Weg gegangen zu sein. Mich persönlich freut es sehr, die Entwicklung mitzuverfolgen. Im Moment unterstützen wir sie bei der Suche nach einem passenden Ausbildungsbetrieb.

Was müssen wir uns unter einer Lernwerkstatt vorstellen?
Die Lernwerkstätten finden wöchentlich statt und dauern 1 – 2 Stunden. Wir besprechen aktuelle Themen wie z. B. Lernkontrollen, Hausaufgaben oder Arbeitsaufträge aus der Berufsschule. In einem zweiten Teil gestalten wir einen Theorieblock, und verbinden diesen dann auch mit praktischen Aufgaben. Aufgrund der bevorstehenden Abschlussprüfung liegt der Fokus im Moment auf dem praktischen Teil.

Welche Bedeutung haben externe Aufträge?
Lernende und betreute Mitarbeitende verbringen einen grossen Teil ihrer Ausbildung im Zentrumsgebäude und in unseren Betrieben. Wir sind dankbar, dass wir verschiedene Dienstleistungen wie Endreinigungen von Privatwohnungen und Liegenschaften oder auch den Wäscheservice und Hemden bügeln für private Kundinnen/Kunden anbieten können. Das ist eine sehr willkommene Abwechslung für unser gesamtes Team und die Lernenden können ihr praktisches Wissen erweitern. Im Bereich Textilpflege sind wir immer wieder dankbar für neue Kundenaufträge, da wir selbst nicht sehr viel Textilien zu waschen haben.

Wie ist die Nachfrage von Jugendlichen nach Deinem Beruf?
Leider ist der Beruf aktuell nicht mehr so gefragt, was zu einem Fachkräftemangel geführt hat. In der Kommunikation wird unsere Arbeit oft aufs «Putzen» reduziert. Hier sind wir gefragt und müssen den Beruf wieder ins Leben zurückholen und auch korrekt repräsentieren.

Wie machst Du konkret Werbung für eine Hauswirtschaftsausbildung?
Die Möglichkeiten nach einer Ausbildung in der Hauswirtschaft oder im Hotelfach sind spannend. Die Lernenden sind sehr vielseitig ausgebildet und bringen einen vollen Rucksack an Fachkenntnissen aus diesen Bereichen mit. Eine interessante Option ist beispielsweise eine Zweitausbildung in die Fachrichtungen Restaurantfachmann/frau oder Koch/Köchin. Eine gute Wahl ist aber auch, wenn man auf dem erlernten Beruf weiterarbeitet, sich Berufskenntnisse aneignet und die Wanderjahre in spannenden Hotels oder anderen Betrieben absolviert. Die Weiterbildungsmöglichkeiten sind vielfältig, von «Berufsbildner/in», über die «Höhere Berufsbildung» bis zur «Bereichsleitung Haus-wirtschaft».

Team

Unser Team (von links nach rechts)

Marianne Gehri, 
KV auf der Bank, Restaurantleiterin, Hauswirtschaftsmitarbeiterin/Restaurantmitarbeiterin

Cornelia Ammann,
Konditorin/Confiseurin EFZ, Fachfrau Betriebsunterhalt, Berufsbildnerin

Tanja Schmied,
Hotelfachfrau EFZ, Berufsbildnerin, Bereichsleiterin Hotellerie und Hauswirtschaft FA, Expertin, Instruktorin

Angelika Wyer,
Hotelfachfrau EFZ, Berufsbildnerin

Lernende 1

Theoretische und paraktische Lernwerkstatt mit der Lernenden Manuela G.

Lernende 2
HW 1
HW 2
Arbeitsbereiche