Bulletin März 2021 2/2
Interview mit Daniela Krenger,
Leitung SEEBURG Malerei
Ihr seid zu dritt in der SEEBURG Malerei. Um wie viele Klienten kümmert Ihr Euch und wie beginnt der Tag?
Ein Gruppenleiter kann sich um maximal vier Klienten kümmern. Wir bieten daher sechs Ausbildungsplätze auf den Niveaus EFZ, EBA und INSOS PrA sowie sechs weitere Plätze für Integrationsmassnahmen und geschützte Arbeitsplätze an. Die tägliche Einteilung ergibt sich aus den Anforderungen der Baustellen und Fähigkeiten (Ressourcen) der Klienten. Baustellen können unterschiedliche Übungsfelder sein. Das ist je nachdem sehr wichtig und hilfreich vor Prüfungen. Die Einteilung hängt aber natürlich auch davon ab, wer zur Arbeit erscheint und wer nicht. Um 8 Uhr geht’s jeweils los.
Als Sozialunternehmen bieten wir auch die Praktische Ausbildung (INSOS PrA) an. Wie müssen wir uns die praktische Ausbildung als Maler/in vorstellen?
INSOS Schweiz als unser Branchenverband stellt für jedes Berufsbild einen Ausbildungsplan zur Verfügung. Darin ist enthalten, was wir den Lernenden zwingend beibringen müssen. Theorie wird auf der Baustelle und in
internen Lernwerkstätten vermittelt. Die wöchentlichen Lernwerkstätten dauern 45 Minuten und beinhalten u. a. Themen wie Arbeits-sicherheit und Gesundheitsschutz. Wir können sehr individuell und spezifisch auf die Klienten eingehen und sie dementsprechend fördern. Die PrA Lernenden erhalten am Ende ihrer Ausbildung einen Ausweis.
Was sagst Du Malerfirmen, wenn wir für unsere Klienten Praktikumsplätze oder eine Anschlusslösung suchen?
Grundsätzlich läuft die Vermittlung über unsere Jobcoaches in der Beruflichen Integration. Natürlich kenne ich viele Leute in der Branche und konnte auch schon den einen oder anderen wertvollen Kontakt vermitteln. Ich versuche, unsere Arbeit und die gesellschaftliche Verantwortung hervorzuheben, aber natürlich auch die Stärken des einzelnen Klienten.
Was sind Deine «Lieblingsaufträge», damit die Klienten möglichst viel profitieren können? Gibt es geografische Einschränkungen?
Für die Lernenden sehr gut geeignet sind Renovationen, Privatkunden- und interne Auf-träge in unseren Liegenschaften. Bei Anfragen für Neubauten involvieren wir gerne einen Mitbewerber, was wiederum zu wertvollen Verbindungen im Zusammenhang mit unseren Klienten führen kann. Geografisch decken wir das Gebiet von Innertkirchen bis Thun ab.
Dein Kollege Jan Baltensperger ist auch Gipser. Inwiefern ist das Gipsen ein Thema während der Malerlehre?
Kleinere Gipserarbeiten wie das Verputzen einer kleinen Wand oder Ausflickarbeiten sind auch Bestandteil der Lehre, daher sind seine Erfahrungen als Gipser natürlich sehr wertvoll. Mit Monika Jutzi hast Du auch eine Künstlerin im Team. Monika ist auch gelernte Malerin, hat aber zusätzlich diese künstlerische Begabung. Sie hat u. a. im Wohnhaus SEEGARTEN in Bönigen zwei sehr schöne Wandbilder gemalt. In den Übungskursen fliessen gestalterische Ausbildungselemente mit ein. Ihre Kunst bereichert unsere Ausbildungstätigkeit.
Du arbeitest seit bald 8 Jahren in der SEEBURG. Gefällt Dir Deine Arbeit mit den Klienten nach wie vor?
Nach vielen Berufsjahren ausschliesslich auf Baustellen war der Eintritt in die SEEBURG für mich eine neue Herausforderung. Die Tätigkeit ist abwechslungsreich und gefällt mir noch immer sehr. Ich habe im August 2020 die zweijährige Ausbildung zur Arbeitsagogin begonnen.
Hast Du noch Kontakt zu ehemaligen Klienten?
Leider nicht sehr viel. Vereinzelt besuchen sie uns mal wieder, einige treffe ich zufällig beim Einkaufen.
Seit einigen Monaten seid Ihr im historischen Grandhotel Giessbach tätig. Was genau macht Ihr da?
Wir sind sehr dankbar für das Vertrauen von Hoteldirektor Mark von Weissenfluh und seinem Team. Wir können u. a. in Etappen sämt-liche Badezimmer umbauen und grundsanieren. Das heisst von der Entkernung, über den neuen Wandaufbau bis hin zu Malerarbeiten und neuen Platten (natürlich machen wir die Entkernung oder Bodenplatten nicht selber). Es ist wunderbar, in dieser einzigartigen Umgebung und in einem Hotel mit einer so langen Tradition arbeiten zu dürfen.